Traumreise oder Abenteuerurlaub
3 Wochen Tauchen auf Komodo und am Ring of Fire, Indonesien
September 2024 – 4 Pulpos, Kai, Ilka, Barbara und Othmar, sowie 2 weitere Taucherinnen, Danijela aus Weil a.Rh. und Kim, ausgewandert auf die Philippinen, machen sich auf zu einem gemeinsamen Tauchurlaub. Es sollte für alle ein Traumurlaub werden mit Ziel Französisch Polynesien. Dort war Inselhopping zu einmaligen Tauchspots geplant, inkl. Schnorcheln mit Buckelwalen. Alle haben sich wie verrückt darauf gefreut und gespart für diese Traumreise.
Der Traum platzt jedoch 1 Woche vor Reisebeginn, als der Reiseveranstalter, Art of Active aus Köngernheim, mitteilt, dass es einen Buchungsfehler der lokalen Agentur gegeben habe und unsere Reise in 2025 verbucht wurde. Nun seien leider keine Kapazitäten frei. Ufff… was nun? Man bietet uns Reisegutscheine, Geld zurück oder eine Alternativreise an, die aber noch nicht feststeht. Mittwoch vor der Abreise lautet das Angebot wie folgt:
Die Safari ist auf einem wirklichen luxuriösen Liveabord und würde normalerweise alleine schon auf € 7.600,- inkl. Marineparkfee kommen.
Indonesien: Ring of Fire – Alor – Forgotten Islands – Banda Sea (Maumere – Ambon)
Nähere Infos zur Tiare findet ihr hier.
Um die Safari logistisch sinnvoll zu gestalten, würden wir vorher noch 6 Tage in Flores / Komodo verweilen.
Bis auf Othmar, Kim und mich sind alle Teilnehmenden berufstätig und können ihren Urlaub nicht einfach stornieren. Uns beide besticht die Aussicht auf 14 Tage Schiffstour, die weniger stressig klingt als alle 6 Tage auf eine andere Insel zu fliegen (Franz. Polynesien). Außerdem, wer weiß, ob wir tatsächlich unser Geld zurückbekämen. Die ursprüngliche Reise hat auch knapp 8.000€ gekostet. Also sagen wir zu. Das Tauchschiff sieht wirklich toll aus und Komodo ist auch ein interessantes Tauchrevier. Kurz vor Abflug ändert sich noch einmal unser 1. Hotel in Komodo in ein etwas schlechteres. Doof, aber zu spät, um etwas zu ändern.
Die Anreise ist lang: 6 Std. Flug bis Doha, dort 5 Std. Aufenthalt und 9 Std. Weiterflug nach Jakarta. 1
Nacht im Flughafenhotel und am nächsten Mittag Weiterflug nach Labuan Bajo (2,5 Std.). Dort treffen wir auch die anderen 5 Reisenden, die aus Berlin angereist sind: 2 Paare und eine weitere Taucherin. Die erste Überraschung: den Berlinern hat das Alternativhotel auch nicht gefallen und sie sind ein einem anderen (erst einmal selber gebucht, wie sich später herausstellt). Dann sind die 4 Singles aus unserer Gruppe gespannt auf die Zimmeraufteilung. Kai, der einzige Mann in unserer Gruppe, sollte ein Zimmer mit dem Reiseleiter teilen, der aber auf dem Schiff keinen Platz gehabt hätte und folglich nicht mitgereist ist. Danijela u. Ilka hatten sich schon vorher zum Doppelzimmer angemeldet, da sie sich von anderen Reisen bereits kennen. Bleiben Kim u. Kai. Sie haben Glück und bekommen 2 Einzelzimmer.
Wir bringen unsere Sachen in die Zimmer und gehen an den Strand, um im Hotelrestaurant etwas zu essen. Das ist sehr schön gelegen, aber das ist leider auch schon fast alles. Der Service ist wenig motiviert und das Essen mittelmäßig. Die nächsten Tage werden wir uns etwas anderes suchen. Der Abend wird nicht allzu lang, denn morgen früh um 7h werden wir zum Tauchen abgeholt. Frühstück gibt es so früh auch nicht, also lassen wir es uns zum Mitnehmen einpacken. Die Fahrt in den Ort dauert nicht lang, ca. 20 Min.
Die Tauchbasis sieht allerdings wild aus, wie ein improvisiertes Bretterhaus. Nun heißt es die üblichen Formulare ausfüllen. Nitrox gibt es nicht…Pech gehabt. Dann laufen wir zum Hafen. Außer uns 11 (6 Wiesbadener + 5 Berliner) sind noch 5 Taucher dabei. 3 Tauchgänge/Tag sind geplant. Aber erst einmal fahren wir ca. 1,5 Std. raus zu einer Insel der Komodo-Gruppe.
Der 1. TG ist easy, quasi Check-TG. Danach geht es zur Sache. Es herrscht ziemlich viel Strömung, angeblich noch durch den Vollmond begünstigt. Man soll Mantas sehen können, wir jedoch nicht. Ist ja auch Glückssache. Dafür tauchen wir an einem schönen Riff mit wunderbaren Korallen, vielen Fischen, 1 Napoleon und 3 Riffhaien.
Nach dem Mittagessen geht es an anderer Stelle weiter und es wird vor der starken Strömung gewarnt. Wir sollen schnell abtauchen und uns dicht am Riff halten. Schnell Abtauchen geht aber bei Othmar gar nicht, was er auch gesagt hatte. Bei mir klappt es auch noch nicht so gut und außerdem wurden wir relativ weit vor dem Riff abgesetzt. Es gelingt mir nicht dorthin zu kommen und nach kurzer Zeit befinde ich mich wieder an der Wasseroberfläche. Ein Guide hat mich schneller als mir lieb war hochgezogen. Der TG dauerte 2 Min. und ich war kurz auf 28 m. Ich muss noch auf eine weitere abgetriebene Taucherin warten, bevor wir wieder abtauchen sollen. Dabei schwimme ich konstant gegen die Strömung. Das Ganze hat mich so angestrengt, dass ich nicht mehr abtauche, sondern zum Boot zurückschwimme. Kurz darauf taucht Othmar am Boot auf. Auch ihn hat die Strömung auf 40 m runtergezogen. Er kam aber alleine wieder hoch. Von einer Abwärtsströmung war im Briefing keine Rede. Man wollte uns nicht beunruhigen. Super Idee! Nachdem alle nach 60 Min. wieder aufgetaucht sind, fahren wir zurück zum Hafen. Zum Glück ist niemanden etwas passiert. Aber Spaß macht das so auch nicht. Und das an meinem Geburtstag. Es war aber auch keine so glückliche Idee uns 2 Tauchtage direkt im Anschluss an die lange Anreise zu buchen. 1 Tag Ruhe hätte gut getan.
Wir fahren zurück zum Hotel, duschen und wollen dann zum Essen in die Stadt. Glücklicherweise trifft Ilka einen guten Bekannten aus der Heimat am Strand. Er kennt sich gut aus und empfiehlt uns ein Restaurant und begleitet uns auch. Das Restaurant ist super, das Essen grandios und die Besitzer unheimlich um ihre Gäste bemüht. Kein Vergleich zum Hotel. Als sie erfahren, dass ich Geburtstag habe, gibt es sogar noch einen Kuchen mit Ständchen. Echt nett.
Der 2. Tauchtag beginnt wieder früh, d.h. Abholung um 6:45h, verläuft aber ruhiger. Danijela, Othmar und ich haben uns Tauchen etwas abseits der Hauptströmung gewünscht und bekommen das auch. Wir sehen Adlerrochen, Fledermausfische, Riffhaie, Schildkröten und vieles mehr. Die Riffe sind intakt und sehr schön. Also alles gut.
Danach legen wir 2 Tage Pause ein. Nur Ilka u. Kai tauchen nach 1 Tag Pause noch einmal. Abends bummeln wir durch den Ort auf der Suche nach Riffhaken, neuen Flossen (Kims Flossen sind gebrochen) und leckerem Essen. Es gibt einen Fischmarkt entlang der Hafenmole mit einer wunderbaren Auswahl vieler Meeresfische, die wir unter Wasser bewundern. Diese werden in einer einfachen Garküche hinter den Ständen zubereitet und im Sonnenuntergang gegessen. Das ist Urlaub! Letztendlich ist unser Hotel (bis auf den Service) auch nicht so schlecht. Dichter an der Stadt wäre es weniger ruhig und idyllisch.
Am letzten Tag vor der Schiffstour buchen wir einen Ausflug zu 6 Sehenswürdigkeiten mit dem Speedboot: wir erklimmen einen Aussichtpunkt auf einer Inselgruppe mit toller Rundumsicht über die Bucht vor Komodo. Dann geht es zu einem idylischen Strand und danach zu den Waranen. Nach der Mittagspause fahren danach zum Pink Beach, der durch
Korallensand rosa gefärbt ist, zum Manatapoint und einer weiteren Insel, wo es Mantas zu sehen gibt, sofern man sich durch die Strömung zum richtigen Punkt hetzen lässt. Wir haben gute Späher an Board, die uns zu den entsprechenden Stellen leiten. Ilka und Kai gelingen ein paar sehr gute Aufnahmen. Othmar und mir war das Theater zu stressig. Wir waren ja nicht das einzige Boot vor Ort. Insgesamt war es aber ein sehr netter Ausflug.
Am nächsten Morgen geht es wieder sehr früh zum Flughafen, wo wir dann aber lange auf den Flug nach Ende warten müssen. Ein Vulkanausbruch war der Grund. Vor uns liegen noch 4 Std. Fahrt über Land durch die Vulkanberge zum Hafen, wo uns die Tiaré, das Luxusschiff, erwartet. Wir sind gegen 18h dort und sind gespannt. Vor allem Kai, Kim und Katie, die 3 Einzelreisenden, fragen sich, welche Kabinen sie wohl bekommen werden.
Katie muss mit Danijela und Ilka in eine 3er-Kabine und Kim u. Kai dürfen in die Captains Cabin. Letztere kling gut, ist aber eine einfache, enge Mannschaftskabine mit Stockbett auf dem Tauchdeck. Was ein Schock. Das hatten sie sich deutlich anders vorgestellt. Die Reiseleitung ist am Sonntag natürlich auch nicht zu erreichen. Angeblich hat man die Kabine aber deutlich als das beschrieben, was sie ist. Das Schiff will ablegen, der nächste Flughafen ist 4 Std. entfernt…also bleiben beide erst einmal frustriert an Board. Die Urlaubsstimmung ist für’s Erste deutlich getrübt.
Wir bekamen ja als Gruppe auch nur so kurzfristig dieses Schiff, da eine andere Gruppe abgesagt hatte. Der Preis im Internet für die Kreuzfahrt lag daher auch schon bei 5.700€ (20% günstiger).
Der erste Tauchtag auf der Tiaré beginnt gewohnt früh gegen 6:30h mit einem kleinen Frühstück, Tauchen, großes Frühstück (sehr gut) und wieder Tauchen. Dann fahren wir weiter. Die Tauchgänge haben es in sich. Strömung wieder in alle Richtungen und meist anders als angesagt. Es gibt ENOS Signalgeber – einer pro Tauchpaar – das macht schon mal wenig Sinn. Die Information, was im Notfall auf dem Schiff zu tun ist, bekommen wir genauso wenig, wie ausreichend Rettungswesten oder die Info, wo diese zu finden sei. Das organisieren wir uns selber.
Am 3. Tag machen wir einen Landausflug mit
Dugong streicheln und Vorführung von traditionellen Tänzen in einem traditionellen Dorf.
Am 4. Tauchtag finden wir uns mit chaotischer Strömung am Riff wieder. Auf dem Riff läuft sie horizontal, an der Wand in alle Richtungen, einschließlich Abwärtsströmung, vor der aber
dieses Mal auch gewarnt wurde. Wir nutzen unsere Riffhaken intensiv und sind voll beschäftigt, nicht abzutreiben. Unsere Gruppe gelangt auch nach relativ kurzer Zeit sicher wieder an die Oberfläche. Bei einer weiteren Gruppe, ein kanadisches und ein amerikanisches Ehepaar, wird die Amerikanerin vermisst. Nachdem alle aufs Boot gebracht wurden, suchen die Tauchguides zusammen mit 2 gut trainierten Gästen ca. 3 Std. lang nach der Frau, ohne Erfolg. Was ein Desaster! Der Kapitän informiert die Behörden und den Owner und es soll Hilfe kommen. Inzwischen drehen wir um und fahren ca. 8 Std. zurück an Land, wo der Ehemann und der zuständige Guide den Behörden übergeben werden. Der Rest setzt die Reise fort. Es bleibt ein mulmiges Gefühl und das Vorhaben, noch mehr als vorher aufeinander zu achten. Immerhin bekommt jetzt jeder einen ENOS Signalgeber und die Tauchguides prüfen die Strömung vor dem Tauchgang nicht mehr nur von der Oberfläche aus, sondern unter Wasser. Sie geben sich Mühe, aber wir haben dennoch das Gefühl, dass wir öfters zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Hilfstruppen, die nach der verschwundenen Taucherin suchen, haben wir übrigens nicht gesehen. Wir kamen ja noch einmal an derselben Stelle vorbei.
Wir haben interessante Tauchgänge, sehen schöne Riffe und viel Fisch, frei schwimmende Schlangen, etc., aber nicht unbedingt die Highlights, auf die wir hofften: Mantas und Hammerhaie. Am Hammerhai Hotspot, an unserem letzten Tauchtag, liegen morgens um 6h schon ca. 6 große Boote mit zig Tauchern, die wir leider auch unter Wasser wiedertreffen. Da haben die Haie auch keine große Lust sich uns zu zeigen. Schemenhaft sehe ich ca. 3 Stück, die anderen teilweise besser. Aber das war‘s. Wir fliegen am nächsten Tag zurück und können leider keinen weiteren TG machen. Die Kanadier haben mehr Glück. 2 Std. später sehen sie eine große Schule Hammerhaie über sich kreisen. Glück gehört halt auch immer dazu.
Fazit: Es war eher eine Abenteuerreise, trotz allem schön, mit vielen Erlebnissen und interessanten Landgängen. Die Gruppe war prima und wir haben gut zusammengehalten und aufeinander aufgepasst. Und natürlich sind wir froh, unbeschadet wieder nach Hause gekommen zu sein.
Das Reiseunternehmen hat für unsere Kritik leider kein Verständnis und auch kein Geld mehr für eventuelle Entschädigungen. Sie haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Schade drum. Ilka hatte bisher nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht.
PS: Ca. 6 Tage nach dem Unfall fand ein Fischer 120 km weiter einen auffälligen Hai, der krank zu sein schien. Er fing ihn, schnitt ihn auf und fand identifizierbare Körperteile einer Taucherin, der vermissten Amerikanerin, in seinem Magen. Die Leiche der Frau war wohl für den Hai ein gefundenes Fressen, wurde ihm aber letztendlich zum Verhängnis. Neopren ist wohl eher nicht so bekömmlich. Die Presse machte einigen Wirbel um den Fall mit interessanten Varianten des Hergangs.
PS. Fotos sind von Ilka und Barbara
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