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Reisebericht Azoren: Blauhaie und Mobulas
Im Frühjahr 2023 las ich in der Mail eines Tauchanbieters, dass für Juli noch ein last-minute Kabinenplatz für eine Frau auf einem Safariboot auf den Azoren frei wäre. Spontan meldete ich mich an und das war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich kannte die Azoren bisher nur aus dem Wetterbericht, aber das sollte sich bald ändern. Startpunkt der Safari war die Insel Pico, die man über Lissabon mit der portugiesischen TAP Airline erreichen kann. Insgesamt umfassen die Azoren 9 Inseln. Da die Azoren zu Portugal gehören, ist man quasi im westlichsten Tauchgebiet der EU unterwegs. Die Azoren waren zu den Anfängen des kommerziellen Flugbetriebs die Zwischenstation im Atlantik für Flüge zwischen Europa und den USA.
Tauchbasis auf Pico, Azoren
Das Boot auf dem ich eincheckte, war die „Narobla“, eine umgebaute Yacht, auf der maximal 6 Gäste und 3 Crewmitglieder Platz finden. Es gibt an Bord einfaches Essen und der Platz ist sehr begrenzt (vom Komfort nicht zu vergleichen mit Safaris z. b. in Ägypten). Kurzvideo zur Reise:
Das Tauchen auf den Azoren ist definitiv kein Massenbetrieb, dafür ist das Wetter mitten im Atlantik zu unberechenbar, die Strömungen zu stark und hohe Wellen sind keine Seltenheit. Das Wetter ändert sich stündlich und es gibt einen ständigen Wechsel von Sonne und Regen. Entsprechend grün sind die Inseln.
Bereits in der Nähe zu Pico gibt es tolle Tauchspots, doch wir brachen schon nach 2 Tauchgängen zu einem 80 km entfernten Hochseeriff (Princess Alice Banks) auf, ankerten um 6 Uhr morgens und machten uns für den ersten Tauchgang fertig.
Das Riff ist mitten im Atlantik und daher bekannt für starke Strömungen und Mobularochen. Und die kommen nach einiger Zeit ganz nah und immer näher. Wir hatten das Privileg hier 8 völlig ungestörte Tauchgänge mit den Mobulas zu machen und abends mit ihnen zu schnorcheln. Es gibt auch Tagesboote, die für 2 Tauchgänge 5 Stunden hin und 5 Stunden zurück zu diesem Spot fahren, weil er einfach unbeschreiblich ist.
Die Azoren sind außerdem für Blauhaie bekannt, vor allem der Spot „Condor Bank“ nahe der Insel Faial, doch sie sind auch in der Nähe von Pico anzutreffen. Beim Haitauchen bleibt man aus Sicherheitsgründen strikt unter dem Boot, gesichert mit einer Strömungsleine. Für das Haitauchen muss man einen Haufen Papierkram unterschreiben, der den Veranstalter von seiner Haftung entbindet, falls etwas passiert. Um es vereinfacht zu beschreiben: Die Haie werden Stunden vor dem Tauchen von einem Sud aus Fischabfällen angelockt, den der Skipper ins Wasser kippt.
Ein Restrisiko besteht bei diesen Tauchgängen und jeder muss für sich entscheiden, ob man bereit ist, dieses Risiko einzugehen – es ist kein Käfigtauchen wie auf den Bahamas und es gibt strikte Regeln, die unbedingt einzuhalten sind. Die Haie kommen wirklich sehr nahe und streifen zum Teil sogar ihre Parasiten an der Ausrüstung ab. Trotzdem gab es zu keiner Zeit Unruhe, Stress oder Bedrohungssituationen – ein unbeschreibliches Erlebnis, ich würde es wieder machen.
Die Azoren haben früher vom Walfang gelebt – heute werden Whale-Watching Touren angeboten und es gibt sanften Naturtourismus. Einen Wal ohne die Spotter an Land zu finden, ist leider sehr unwahrscheinlich. Es lohnt sich also noch ein paar Tage dranzuhängen, mit dem Schwerpunkt Walbeobachtung. Delfine tauchen allerdings jeden Tag mehrfach neben dem Boot auf – sogar die seltenen gefleckten – aber auch viele schwarze Exemplare.
Auf der Nachbarinsel Faial gibt es ein Walfangmuseum und es werden Kunstwerke aus Walzähnen ausgestellt. Jaques Cousteau war offenbar eine beliebtes Motiv bei diesen „Künstlern“ – Relikte einer (zum Glück) vergangenen Zeit.
Die Nachbarinsel Faial ist nicht nur für das Walfangmuseum, sondern mit der Hafenstadt Horta als Seglerhafen als letzte Station vor dem amerikanischen Kontinent bekannt. Einen Besuch der legendären Seglerkneipe Café Sports sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die Azoren sind ein echter Geheimtipp und ich war ganz sicher nicht zum letzten Mal hier. Allerdings muss man starke Strömung und Wellengang im Atlantik einkalkulieren. Die Tauchsaison ist sehr kurz (von Juni bis August). Von den Temperaturen eignet es sich für Nasstauchen (7 Millimeter, Haube, Handschuhe), das Wasser war zwischen 20 und 22 Grad warm. Dennoch kann ich die Azoren nur mit Einschränkung empfehlen. Das Wetter ist sehr unwägbar und es kann sogar sein, dass es eine Woche lang nur regnet und man nicht viel sieht. Es kommt immer darauf an, was die Natur zu zeigen bereit ist – das ist hier weniger planbar als an anderen Tauchspots.
Ilka Willand
Reisebericht Malta: Tolle Wracks und kurze Wege
Wenn es um Wracks oder Tauchen generell geht, ist meist die kleine Schwesterinsel Gozo in aller Munde, aber auch auf Malta gibt es an Wracks einiges zu sehen. Malta bot sich also für einen Trip am Anfang des Sommers (Juni) 2023 geradezu an. Als Tauchbasis hatten wir (Christina Dersch, Laura Lepp und Ilka Willand) die Basis Divevision ausgewählt, da viele der wichtigen Spots von hier in 10 Minuten Fahrzeit erreichbar sind und von Land getaucht werden können. Außerdem war sie unserem Hotel Labranda im Norden Maltas (Ramla Bay) angegliedert.
Die Basis war aus unserer Sicht gut, ein Manko waren die fehlenden Trocknungsmöglichkeiten für die eigene Ausrüstung. Die vorhandenen Ständer waren völlig unzureichend und dieses Problem beschäftigte uns dann kurz vor der Abreise, wo es auf jedes überflüssige Kilo Gepäck ankam.
Praktisch: Vor dem Hotel stand ein Truck „Kind of Kings“ – ein Superkiosk, der fast rund um die Uhr offen hatte und von kalten Getränken, Bier, gutem Essen und Batterien so ziemlich ALLES zu erschwinglichen Preisen hatte, was man brauchen kann.
Zurück zum Tauchen: Vor allem Schiffe, die im Zuge der Wiedervereinigung in der Volksarmee ausgemustert und dann einige Jahre als Patrouillenboote in maltesischen Dienst gestellt wurden, erfüllen heute vor Malta ihren Zweck als Tauchwracks. Besonders schön: Die P29, bewachsen, schöne Laderäume und Geschütz als Fotomotiv. Weitere Wracks die wir betaucht haben, waren die P31 und die Rozi.
Zwischen den Tauchgängen blieb durch die kurzen Wege genug Zeit um am Pool zu liegen, Sonnenuntergänge zu genießen und die Beach Bars in der Ramla Bay rund um das Hotel zu erkunden.
Darüber hinaus gibt es um Malta alles, was das Mittelmeer hergibt: Drachenköpfe, Oktopoden, Knurrhähne und sogar Stachelrochen. Vor allem die Anchor Bay direkt vor der Filmkulisse des Popeye Village erwies sich als TOP-Spot.
Ein weiteres sehenswertes und bekanntes Wrack ist die Umm el Faroud, ein lybischer Tanker, der nach einer Explosion in den 1990er Jahren sank und dann als künstliches Wrack an der Küste platziert wurde. Die Schraube liegt bei etwa 35 Metern, aber auch der Schornstein kann sich sehen lassen.
Weiter Highlights waren die Santa Maria Caves auf der kleinen Insel Comino, die zwischen Malta und Gozo liegt. Einfach betauchbar da relativ flach, lichtdurchflutet, kurze Bootsfahrt. Was braucht man mehr zur Entspannung?
Am letzten Tag schlossen wir den Urlaub mit einem Tauchgang im Blue Hole und Inland Sea auf der Schwesterinsel Gozo ab, die dank der Fähre schnell zu erreichen ist. Malta ist auf jeden Fall ein attraktives Tauchziel in der EU als Alternative zu Gozo und es ist von Preis-Leistungs-Verhältnis (auch die Flüge) absolut empfehlenswert.
Ilka Willand